An meine Eltern…

* * *
Manchmal denke ich nach und sinne
und frage, warum ich da bin.
Ob Ihr wohl wisst,
dass ich Euch anvertraut bin für einige Jahre,
aber nicht Euer Besitz?
Ihr habt mich nicht so, wie man sich Dinge anschafft
und dann mit ihnen umgeht, solange sie einem gefallen.
Euch gehöre ich nur, soweit Ihr mich Euch vertraut macht
und Verantwortung übernehmt für mein Leben.
Meine Eltern,
wenn ich älter werde und anders, als Ihr es gewünscht habt
wenn Ihr bemerkt, dass mit mir ein anderes Leben begann,
auch ein fremdes, das Eurem Leben nicht gleicht
werdet mir Freunde, die mich bejahen, so wie ich bin.
Schenkt mir Liebe, die annimmt, vertraut und begleitet,
damit ich sie lerne und mutig werde zu schenken.
Mein Vater und meine Mutter,
wenn Ihr mich freigebt aus Liebe, kann ich mich finden
und Euch
und das Leben.
Sonst nicht.
* * *

Dieses Gedicht von Gerhard Kiefel soll uns und allen Eltern, Mut machen, die uns anvertrauten Kinder «loszulassen» und ihnen hilfreiche Begleiter auf dem Weg zu ihrem eigenen Ich und ihrem eigenen Leben zu sein.